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Mellis Buch, Kapitel 2 (1)

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Kleiner Zwischenruf aus der Schreibwerkstatt: Ich habe meine Muse gefunden! Während ich hier so ziemlich im Dunkeln sitze und an Mellis Buch schreibe, erhellt mich Stupid Girl von Miss Li. Diese Dame singt nicht nur fantastisch, sondern Sie passt auch optisch so gut zu Mellis Rolle, dass ich die Filmrechte zum Roman nur dann verkaufe, wenn sie die Melli spielt und außerdem den Titelsong ‘performt’. Hoffen wir also, dass Miss Li über ein gewisses schauspielerisches Talent verfügt ,-)

Und allen, die sich nun mit Melli, die gerade ihren Job verloren hat, ins zweite Kapitel und damit in die drohende Gosse stürzen möchten, sei diese Gute-Laune-Einlage zum Auftakt empfohlen.



Achtung! Das ist eine Jobgeschichte in Fortsetzungen.
Hier gehts zum ‘Klappentext’.
Und hier findest du den Romananfang.

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Arbeitslos

Was war zu tun? Wie sollte es enden? Mit einem Abgang in Würde? Einem schauderhaften Krach? Ein peinliches Hereinplatzen bei einem wichtigen Kunden wäre großartig. Oder ein noch viel, viel peinlicheres Hereinplatzen mit einem wichtigen Kunden, wenn Rudi gerade mit Johanna zu Gange war, wie in meiner Romanszene, zwischen Sägewerk-und Leckerfleisch-Ausdrucken. Igitt! Wie ekelhaft. Und außerdem wohl schwer zu arrangieren.
Da malte ich mir lieber andere Racheszenarien aus. Wie ich allen erzählte, Rudi sei eine absolute Niete im Bett. Ob das sehr nach verletztem Stolz aussähe? Und was, wenn ich diese Botschaft in eine niedliche Anzeige verpackte? Heute mussten doch die drei Anzeigen für die ansässigen Tageszeitungen raus – die ließen sich ja spontan umgestalten. Ich sah schon die Headline: Agenturchef verschleißt Personal mit Kreativschub der anderen Art!
Aber halt! Ein letztes bisschen Verstand erinnerte mich daran, dass mein Zeugnis noch ausstand. Und dass man mich vermutlich gerichtlich belangen könnte, gäbe ich meinen niederen Trieben nach. Also ein feiger Abgang mit eingekniffenem Schwanz?

„Scheiheieße“, begann ich vor mich hin zu schluchzen. Nein, das war nicht gerade das gewesen, was man landläufig als Start in eine ruhmreiche Karriere bezeichnet. Mit zitternden Händen zündete ich mir eine Kippe an. Eigentlich sollte ich meine Sachen holen und gehen. Aber nichts in der Welt konnte mich in dieser Verfassung zurück in die Legebatterie bringen. Noch einmal an Rudis Büro vorbei – und dann an Johanna …
Jemand öffnete die Tür hinter mir, kam heraus, setzte sich zu mir, legte einen Arm um mich. Braune Kringellöckchen fielen über meine Schulter. Kerstin, die Gute!
„Scheiße“, sagte sie voller Inbrunst.
„Das hab ich auch schon gesagt“, jammerte ich, „dabei sind wir doch die Kreativen“.
„Na dann eben ‚Hundehaufen!’, ‚Katzenkot!’, ‚Rinderfladen!’“
„Oder ‚Ziegenböbbel!’“, kicherte ich hysterisch, „das macht doch echt was her“.
„Was kann ich für dich tun?“, erkundigte sich Kerstin besorgt und nahm erst mal einen Zug aus meiner Zigarette. Das tat gut. Fast wie geteiltes Leid!
„Nühichts“, schniefte ich, „da muss ich jetzt durch! Ich brauch nur noch’n Moment. Oder auch zwei.“ Das wäre ja auch gelacht. Zähne zusammen beißen und durch!
„Komm ich fahr dich nach Hause …“, schlug sie vor, „ und heute Abend machen wir’s uns richtig schön!“
„Nee, mach du mal hier weiter. Du hast doch jetzt die Gruber-Geschichte am Hals. Schau lieber, dass du heute Abend irgendwann raus kommst.“
„Na, wenn du meinst …“ Noch zögerte sie. Aber ich wollte wirklich erst mal allein sein und alles verdauen.
„Du könntest den anderen absagen, das wäre toll. Ich will jetzt mit niemandem reden. Und meine Tasche holen. Und natürlich meinen Mantel“
Mein Selbsterhaltungstrieb regte sich: Es kann verdammt kalt sein, im Januar ohne Jacke auf einer Steintreppe im Freien zu sitzen.

Zur Fortsetzung!


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